Rückblick auf das Bundestreffen unseres Heimatkreises

Großen Anklang fand das Treffen in Bensheim

„Die Heimat im Herzen, der Zukunft entgegensehend“ – unter diesem Motto fand bei hochsommerlichen Temperaturen das 61. Bundestreffen des Heimatkreises Hohenelbe/Riesengebirge e. V. und 29. Wiedersehensfest der Riesengebirgler aus Arnau und Umgebung am Wochenende 16./17. September 2023 in Bensheim an der Bergstraße statt. Das Treffen begann am Samstagvormittag; der Vorstand war schon am Freitag zu einer Sitzung zusammengekommen. Das Protokoll zur Mitgliederversammlung und der Pressebericht finden sich unter der Rubrik „Heimatkreis Hohenelbe“, Unterrubrik Der Vorstand, am Ende in der Liste.

Beträchtliche Gästeschar beim Empfang im Stadtmuseum Bensheim

Bereits beim Empfang im Stadtmuseum Bensheim, in welchem sich auch Exponate der ehemaligen „Arnau-Stube“ befinden, konnten viele der Gäste begrüßt werden. Die Bürgermeisterin der Stadt Bensheim Christine Klein hieß neben dem Vorstand und den Heimatkreismitgliedern auch die Delegation aus der Bensheimer Paten- und Partnerstadt Arnau (Hostinné) herzlich willkommen. Neben der Bürgermeisterin der Stadt Hostinné hatte u. a. der Leiter des dortigen Stadtmuseums Tomáš Andĕl die lange Anfahrt aus dem Riesengebirge auf sich genommen, um wieder am Bundestreffen des Heimatkreises teilzunehmen. Ebenfalls anwesend waren der Leiter des Bensheimer Stadtmuseums Dr. Jan Christoph Breitwieser, der Stadtrat Andreas Scharff, Carola Heimann vom Deutsch-Tschechischen Freundschaftskreis sowie der ehemalige Leiter des Kulturbüros Berthold Mäurer.

Beim Empfang im Stadtmuseum Bensheim:
Museumsleiter Dr. Jan Christoph Breitwieser, die Bürgermeisterinnen Dagmar Sahánková und Christine Klein, die 1. Vorsitzende Verena Schindler (v. l. n. r.)

In ihrer Eröffnungsansprache zeigte sich Bensheims Bürgermeisterin Christine Klein erfreut über die Gästeschar, die aus nah und fern angereist war. Sie hob hervor, sie sei mit einer Delegation vor Kurzem in Hostinné gewesen und habe einen Eindruck bekommen von der wunderschönen Stadt im Riesengebirge.
Die Bürgermeisterin von Hostinné Dagmar Sahánková überbrachte Grüße an alle Landsleute aus ihrer Stadt. Sie bekundete ihre Freude darüber, in Bensheim zu sein und weiterhin mit der Stadt zusammenzuarbeiten, und sie hoffe zudem auf die Einbindung der jungen Generation in Hostinné.
Die 1. Vorsitzende des Heimatkreises Verena Schindler zeigte sich mit den Gästen begeistert, sich im Stadtmuseum Bensheim einen Eindruck von der Arnau-Sammlung verschaffen zu können. In einem kurzen Überblick schilderte sie den Werdegang der Arnauer Riesengebirgsstube seit der Eröffnung im Jahr 1962 bis hin zur Eingliederung in das Stadtmuseum im Jahr 2006 sowie der Archivierung und Digitalisierung eines großen Teils der Exponate. Mit der Arnau-Sammlung seien die Erinnerungen an die schöne Stadt im Riesengebirge sichtbar und erlebbar, das „Erbe“ werde für die nachfolgenden Generationen gesammelt, bewahrt und ihnen vermittelt, betonte die 1. Vorsitzende. Heute sei die Stadt der Träger der Sammlung. In früheren Jahren sei das Arnau-Museum vom Arbeitskreis Arnau, welchem auch der Ehrenvorsitzende Christian Eichmann und das Vorstandsmitglied Professor Otto Weiss angehört hätten, in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Bensheim betreut und gepflegt worden.
Das Thema der Sammlung der ehemaligen Arnau-Stube sei kein singuläres Thema für Bensheim, viele der bundesweiten Museen hätten sich dazu entschlossen, ihre Sammlungen in das neu errichtete Sudetendeutschen Museum zu geben, führte der Museumsleiter der Stadt Bensheim Dr. Jan Christoph Breitwieser zu Beginn seiner Ansprache aus. Die Stadt Bensheim hätte anders entschieden und beschlossen, die Exponate in Bensheim zu behalten. Man sei dabei, neue Wege für die Erinnerungsstücke zu finden, um die Erinnerung an die nächste Generation weiterzugeben. Das Museum habe deshalb vom Heimatkreis finanzielle Mittel für die Digitalisierung bekommen und man wolle diese voranbringen. Ein Einblick könne heute gegeben werden. In den Räumen des Stadtmuseums sei kein totes Archiv, sondern ein Benutzerarchiv entstanden, von welchem man sich einen Eindruck verschaffen könne. Auf der Internetseite des Stadtmuseums könnten die Exponate aus der Arnau-Stube „besichtigt“ werden, man könne sich auch Zeitzeugenberichte anhören. Wer selbst eine Geschichte zu erzählen habe, möge sich melden. So könne man aus nah und fern verschiedene Erinnerungen wahrnehmen.
Zum Dank überreichte Verena Schindler eine anonyme Spende für die Arnau-Sammlung, welche vom Heimatkreis noch aufgestockt worden war.
In einer spontanen kurzen Ansprache gab der aus Arnau stammende Autor der beiden Arnauer Ortsbücher Professor Dr. Otto Weiss bekannt, dass der Direktor des Stadtmuseums Hostinné Tomáš Andĕl mittlerweile selbst ein Buch über Arnau (Hostinné) verfasst habe. Er freue sich, so Professor Weiss weiter, dass sich nun in Bensheim einstige und heutige Bewohner der Stadt Arnau bzw. Hostinné begegnen könnten, und er lobte die hervorragende Arbeit und das Engagement von Tomáš Anděl.

Nach den Ansprachen konnte unter fachkundiger Führung ein Rundgang durch das Museum gemacht werden. Anschließend ging man bei schönstem Sonnenschein den kurzen Weg vom Stadtmuseum zum Veranstaltungsort Kolpinghaus und konnte nebenbei die wunderschöne Altstadt Bensheims bewundern.

Eröffnung des Bundestreffens im Kolpinghaus

Die offizielle Eröffnung des Treffens fand am Samstagmittag im Adolph-Kolping-Saal des Kolpinghauses statt.
Bei ihrer Begrüßungsansprache zeigte sich die 1. Vorsitzende Verena Schindler erfreut, dass man sich nach sechs Jahren endlich wieder in Bensheim zusammenfinde. Sechs Jahre seien eine lange Zeit, fuhr Verena Schindler fort, und die Welt habe sich verändert. Auch im Heimatkreis Hohenelbe habe es Veränderungen gegeben, und zwar einen Wechsel im Vorstand. Deshalb eröffne sie als neue 1. Vorsitzende heute das Bundestreffen. Ihr vorheriges Amt als Schriftführerin und Pressereferentin habe Kirsten Langenwalder übernommen. Sie freue sich besonders, auch neue Mitglieder begrüßen zu können.
Nach einem kleinen Imbiss lud die 1. Vorsitzende um 13.30 Uhr zur Mitgliederversammlung ins Breuer-Sälchen ein.

„Die Erben der Vertreibung“ – Lesung und Gespräch von und mit Ralf Pasch

Während der Mitgliederversammlung traf Autor und „Rübezahlforscher“ Ralf Pasch im Kolpinghaus ein, denn eine Lesung aus seinem im Jahr 2014 erschienenen Buch „Die Erben der Vertreibung“ stand nach Kaffee und Kuchen auf dem Programm. Mitgebracht hatte Ralf Pasch auch Bilder seiner Rübezahl-Ausstellung, die derzeit andernorts zu besichtigen ist.
„Der Unterschied zwischen ‚daheime‘ und ‚Zuhause‘“ heißt das Kapitel, aus dem er las. Hierin wird der im Jahr 1969 geborene Erik Buchholz porträtiert, welcher mittlerweile Vorsitzender des Hohenelber Nachbar-Heimatkreises „Braunau im Sudetenland“ sowie Heimatkreisbetreuer für Braunau (Broumov) innerhalb der Sudetendeutschen Heimatgliederung ist. Beim anschließenden Gespräch gab es einige Wortmeldungen, bei denen man jeweils merkte, dass das Thema Sudetenland auch innerhalb der Nachkommen ein fortwährendes Thema ist.

Traditioneller Höhepunkt: Der Festabend

Der Festabend am ersten Tag des Bundestreffens ist stets ein Höhepunkt für Vereinsmitglieder und Gäste. Umrahmt von stimmungsvoller Musik der „Feierabend-Musikanten“ aus Bensheim-Fehlheim folgten nach dem gemeinsamen Abendessen die Ansprachen und Grußworte.

„Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Wanderung ohne Einkehr“, begann die 1. Vorsitzende des Heimatkreises Verena Schindler ihre Rede, „dieses Zitat des griechischen Philosophen Demokrit möge unser Motto am heutigen Festabend sein“. Sechs Jahre lang habe man kein Heimatfest mehr in der schönen Patenstadt Bensheim gefeiert und sie lade alle ein, das heute nachzuholen. Sie freue sich, in viele bekannte Gesichter blicken zu können: Aus nah und fern seien die Anwesenden gekommen, aus Deutschland und auch aus der Tschechischen Republik. Auch an diejenigen, die sicherlich gern gekommen wären, aber wegen ihres hohen Alters oder aus gesundheitlichen Gründen die oft beschwerliche Reise nicht mehr antreten könnten, erinnerte Verena Schindler, ebenso an die geladenen tschechischen Gäste, die dieses Jahr verhindert seien, aber nächstes Jahr sicherlich begrüßt werden könnten.
„Wenn wir zurückschauen, dann blicken wir auf die seit vielen Jahrzehnten bestehende, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserer Patenstadt. Die Stadt Bensheim übernahm 1956 – also vor 67 Jahren – die Patenschaft für die Stadt Arnau im Riesengebirge, da viele der nach Kriegsende von dort Vertriebenen an der Bergstraße ein neues Zuhause gefunden hatten“, stellte die 1. Vorsitzende in ihrer Ansprache heraus und bedankte sich im Namen des Heimatkreises für die stets großzügige Unterstützung aller Anliegen des Heimatkreises. Sie schloss ihre Rede mit einem Blick in die Zukunft: „Der Heimatkreis – und damit auch die Heimat – lebt, solange wir es wollen.“

In ihrem Grußwort ging die Bürgermeisterin von Bensheim Christine Klein auf die engen Bande ein, die zwischen Bensheim und Arnau schon seit langer Zeit bestünden: Bensheim habe schon 1956 die Patenschaft für Arnau übernommen; 2002 sei die Patenschaft in eine echte Städtepartnerschaft gemündet, die u. a. durch den „Deutsch-Tschechischen Freundeskreis Bensheim – Hostinné (Arnau) e. V.“ gepflegt und mit Leben erfüllt werde. Ein Beispiel für die enge Bindung sei neben dem Rübezahldenkmal im Bensheimer Stadtpark und der Tatsache, dass Exponate der Arnau-Stube im Bensheimer Stadtmuseum ein festes Zuhause gefunden hätten, auch, dass das Bundestreffen des Heimatkreises bereits zum 29. Mal in Bensheim stattfinde.
Sie freue sich sehr, dass erneut eine Delegation der Partnerstadt Hostinné an diesem Heimattreffen teilnehme, insbesondere ihre Kollegin, Frau Bürgermeisterin Dagmar Sahánková, sowie Tomáš Anděl, der das Museum der Stadt Hostinné leite und Mitglied der dortigen Stadtverordnetenversammlung sei, ebenso Vladimír Junek.
Sie habe großen Respekt vor dem Engagement der Mitglieder des Heimatkreises Hohenelbe/Riesengebirge, welche sich seit vielen Jahren erfolgreich darum bemühten, die Verbindung – auch der nachfolgenden Generationen – zur alten Heimat aufrechtzuerhalten, selbst wenn längst andernorts eine neue Heimat gefunden worden sei. Für Menschen, die ihre Heimat unter bedrückenden Umständen unfreiwillig hätten verlassen müssen – ob durch Flucht oder Vertreibung – werde der Ort, an dem sie aufgewachsen seien, immer einen besonderen Platz in ihrem Herzen behalten.
Ebenso wichtig und erwähnenswert sei es aber, dass diese Verbindung längst gemeinsam mit den Menschen vor Ort im heutigen Hostinné gepflegt werde. So sei ihr beispielsweise die Instandsetzung von Kulturdenkmälern im Riesengebirge bekannt, was nicht zuletzt ein Resultat der guten Zusammenarbeit mit den tschechischen Partnern sei, und wovon sie sich kürzlich bei einem Besuch des Riesengebirges persönlich habe überzeugen können.
Sie wünsche sich, so die Bürgermeisterin Christine Klein abschließend, dass der Geist der Verbundenheit und der Versöhnung, der längst die Beziehungen zwischen den früheren und den heutigen Bürgerinnen und Bürgern von Arnau bzw. Hostinné bestimme, auch die nachfolgenden Generationen prägen werde.

Dagmar Sahánková, die Bürgermeisterin der Stadt Hostinné, freute sich in ihrem Grußwort sehr, dass man sich bei diesem Treffen näher kennenlernen könne. Sie sei zuversichtlich, dass das gute Verhältnis sich weiterentwickeln werde – man sei auf einem guten Weg.

Auch dem Direktor des Stadtmuseums Hostinné, Tomáš Anděl, war es ein Anliegen, sich für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Sein Dank galt insbesondere der Vorsitzenden des „Deutsch-Tschechischen Freundeskreises Bensheim – Hostinné (Arnau) e. V.“, Carola Heimann, sowie dem Ehrenvorsitzenden des Heimatkreises Christian Eichmann mit seiner Gattin Carola. Man habe mehr als 30 Jahre lang sehr gut zusammengearbeitet und in jüngster Zeit sei es gelungen, zwei Statuen aus der Kottwitzer Pfarrkirche St. Katharina zu rekonstruieren. Jene zwei Statuen seien nun Perlen des Stadtmuseums Hostinné.

Sie sei vor 20 Jahren das erste Mal im Riesengebirge gewesen, erfuhr man in der Ansprache der Vorsitzenden des „Deutsch-Tschechischen Freundeskreises Bensheim – Hostinné (Arnau) e. V.“, Carola Heimann. Es habe sich in den vergangenen Jahren viel getan, es sei saniert und gebaut worden, und so hätte die Bensheimer Delegation, die Anfang August 2023 wieder zum Porciunkule-Fest in Hostinné gewesen sei, das neue Schwimmbad besuchen können, welches wunderschön an der Elbe liege. Außerdem seien der Delegation verschiedene Pläne gezeigt worden, u. a. Pläne für ein neues Seniorenzentrum, das vor allem wegen des sozialen Miteinanders eine große Bereicherung darstelle. Sie sei sehr dankbar, dass sie diese Entwicklung über so viele Jahre habe erleben dürfen, und es rühre sie zutiefst, von den Bürgern aus Hostinné auf dem Marktplatz namentlich begrüßt zu werden. Durch die schlimmen Nachrichten im Februar 2022, als Putin die Ukraine überfallen habe, habe sie reflektiert, was die Tschechen und die Deutschen verbinde, und wie wichtig es sei, für die Zukunft Europas zu arbeiten. Das Haus Europa sei nie zu Ende gebaut. Man müsse gemeinsam einstehen für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie. Man müsse ein Leben lang voneinander und miteinander lernen.

Der ehemalige 1. Vorsitzende des Heimatkreises und jetzige Ehrenvorsitzende Christian Eichmann fand es erfreulich, dass nach vielen Jahren Bensheim und Arnau (Hostinné) wieder zu Begegnungen und gemeinsamen Erinnerungen einluden. „Mut zur Erneuerung“, stets mit dem Zeitgeschehen konform zu gehen, sei der Gedanke, dass man immer wieder zusammenkomme. Er sei froh, betonte der Ehrenvorsitzende, nicht für immer festgelegt zu haben, keine Treffen mehr durchzuführen. Es seien neue Impulse gesetzt worden, um den Heimatkreis und die Verbindungen zu den Patenstädten sowie zu den ehemaligen Bewohnern lebendig zu halten. Die neue Vorstandschaft habe in ihrer eineinhalbjährigen Tätigkeit viel dazu beigetragen, diesen Gedanken zu verwirklichen. Die Erneuerung bzw. Fortführung der Heimatzeitung „Riesengebirgsheimat“ sei dabei wohl die größte Herausforderung gewesen.
Der Ehrenvorsitzende Christian Eichmann erinnerte auch an das Jahr 2002, als unter der Führung des Bensheimer Altbürgermeisters Georg Stolle und des Arnauer Bürgermeisters Karel Klima Bensheim und Arnau Partnerstädte wurden. Unter der Leitung der Stadträtin Carola Heimann und von Gerd Matzer sei zwei Jahre später der Deutsch-Tschechische Freundschaftskreis gegründet worden.
Am Schluss seiner Rede wies Christian Eichmann noch auf ein doppeltes Jubiläum hin: „Rübezahl“ stehe seit 1963 im Bensheimer Stadtpark; im selben Jahr sei die „Arnau-Stube“ eröffnet worden.

Markus Decker, der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Hessen, welcher am Samstag ganztägig anwesend war, und zugleich auch „Landschaftsbetreuer Riesengebirge“ innerhalb der Sudetendeutschen Heimatgliederung sowie Vorstandsmitglied des Heimatrates ist, betonte in seinem Grußwort, wie wichtig es ihm sei, an dem Bundestreffen des Heimatkreises teilnehmen zu dürfen. Um die drei Heimatkreise des Riesengebirges – Braunau, Hohenelbe und Trautenau – bei Bedarf unterstützen zu können, sei es ihm auch in seiner Funktion als Landschaftsbetreuer Riesengebirge wichtig, die jeweiligen Aktivitäten zu kennen.
Beinahe 400.000 sudetendeutsche Heimatvertriebene seien nach dem Zweiten Weltkrieg nach Hessen gekommen. Seine Familienlinie und auch die seines ebenfalls anwesenden Stellvertreters Lothar Streck fänden sich in Pilnikau (Pilníkov). Es bleibe die große geschichtliche Leistung der Heimatvertriebenen, dass sie das Nachkriegsdeutschland mit aufbauen halfen.
Im Rahmen umfangreicher Aktivitäten unterstützten sie Interessierte verschiedener Generationen, um das Interesse an der sudetendeutschen Volksgruppe aufrechtzuerhalten, schloss Markus Decker den Reigen der Festreden.

Vortrag des jüngsten Heimatkreismitglieds 

Der beeindruckende Vortrag des jüngsten Heimatkreismitglieds Jan „Honza“ Vrána rundete den Festabend ab.
„Ich gehöre zur letzten Generation, die die Möglichkeit hat, Menschen, die die Vertreibung erlebt haben, persönlich kennenzulernen, um mich mit ihnen auszutauschen. Daher bin ich Mitglied im Heimatkreis Hohenelbe und habe auch schon Mitglieder kennenlernen dürfen“, erläuterte Jan „Honza“ Vrána während seiner Präsentation, welche er bereits Ende Januar 2023 im Adalbert-Stifter-Saal des Sudetendeutschen Hauses in München anlässlich der Verleihung des kulturellen Sudetendeutschen Förderpreises hielt.
Jan wurde 2003 in der Tschechischen Republik in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) geboren und interessiert sich trotz seines jugendlichen Alters schon einige Zeit für die sudetendeutsche Geschichte des Riesengebirges. Er steht exemplarisch für diejenigen der tschechischen Nachfolgegenerationen, die sich damit beschäftigen, was in ihrem Land in der Vergangenheit passiert ist, und die sich mit der Historie differenziert auseinandersetzen.

Im allgemeinen Teil der Sudetendeutschen Zeitung vom 03.02.2023 sei zur Preisverleihung zu lesen gewesen, dass Jan Vrána zum Publikumsliebling der Feierstunde wurde, erzählte das Vorstandsmitglied und Pressereferentin des Heimatkreises Kirsten Langenwalder, als sie ihn vorab vorstellte, und erwähnte, dass sie seitdem wiederholt auf die Preisverleihung angesprochen worden sei. Jan Vrána habe nämlich am Ende seiner damaligen Präsentation die letzte Strophe des Riesengebirgsliedes gesungen. Für das Bundestreffen in Bensheim hätte er sich indes eine besondere Überraschung ausgedacht: Er wolle die drei Strophen des Riesengebirgsliedes singen, wofür extra sein Schulfreund Tomáš mit angereist sei, um ihn auf dem Piano zu begleiten. Jan Vránas Schlusssatz zum Riesengebirgslied, speziell zur letzten Strophe, bleibt in Erinnerung:
„Diese Strophe ist für mich sowohl ein Symbol als auch eine Lehre, die Verbrechen des letzten Jahrhunderts niemals zu wiederholen.“
Jan Vrána erhielt den Förderpreis für die Heimat- und Volkstumspflege. Seine Familie besitzt ein Wochenendhaus in Rochlitz an der Iser.
Als ganz zum Schluss von den Feierabend-Musikanten das Riesengebirgslied nochmals dargeboten wurde, konnte man beobachten, dass die beiden jungen tschechischen Teilnehmer voller Inbrunst das Riesengebirgslied – auswendig – mitsangen.
Hierzu passt ein Zitat von Vinzenz Hampel, der das Riesengebirgslied einst vertont hat:
            „Der Wert des Liedes liegt doch nur darin, dass es die heimattreuen Menschen angenommen und sich zu eigen gemacht haben und es zu allen Zeiten hochhalten. Ist die Geschichte des Heimatliedes zu Ende? Nein, die Zeit schreibt sie weiter!“

Gemeinsam aktuelle Fotos aus dem Riesengebirge anschauen:
Unser Ehrenvorsitzender Christian Eichmann freute sich über die außergewöhnlichen Fotos des jüngsten

Heimatkreis-Mitglieds Jan „Honza“ Vrána

Die Jugend vernetzt sich

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass von den beiden jungen Tschechen als Resümee zu vernehmen war: „Wir möchten uns noch einmal für alles bedanken. Das Treffen war für uns eine tolle und unvergessliche Erfahrung. Wir nehmen viele Eindrücke mit nach Hause.“
Mit nach Hause nahmen sie auch einen Kontakt zur Jugend aus unserem Heimatkreis: Nachdem der Enkel des Ehrenvorsitzenden Christian Eichmann ebenfalls anwesend war, schloss sich die junge Generation der beiden Nationen kurzerhand zusammen.

Ehrungen von Mitgliedern

Am Ende des Festabends war es für die 1. Vorsitzende Verena Schindler ein großes Anliegen, verschiedene Personen mit Ehrenurkunden und Goldenen Abzeichen zu ehren. Einige konnte sie an Anwesende persönlich überreichen, die Nichtanwesenden erhielten die Auszeichnung auf dem Postweg. Geehrt wurden Mitglieder für besondere Verdienste in Bezug auf ihre Tätigkeit innerhalb des Heimatkreises und dessen Unterstützung sowie Mitglieder für ihre Mitgliedschaft über 10, 20, 25, 30, 45, 50, 60 Jahre und sogar 68 Jahre.

Gedenken am Gedenkkreuz der Heimatvertriebenen

Am Sonntagvormittag fand man sich am Gedenkkreuz der Heimatvertriebenen auf dem Friedhof in Bensheim ein. „Gedenkkreuze sind Erinnerung und Mahnung zugleich“, begann die 1. Vorsitzende Verena Schindler ihre Ansprache. Man gedenke „… an die in Arnau und Umgebung verstorbenen Riesengebirgler. An die bei der Vertreibung getöteten Bürger und an die deutschen Soldaten, die 1945 von der tschechischen Revolutionsgarde erschossen wurden“, so stehe es auf der im September 1999 durch den Arbeitskreis Arnau aufgestellten Zentralen Tafel vor dem großen Holzkreuz. Das Schicksal all der Menschen, die leiden mussten, solle Mahnung zum Frieden sein.


Verena Schindler erinnerte auch an Johannes Borth, Stadtdechant von Hohenelbe und Pfarr-Rektor von Hüttenfeld, der 1959 seine letzte Ruhe auf dem Bensheimer Friedhof gefunden hat, und an alle verstorbenen Mitglieder, die fern der Heimat ruhten.

Besuch des Rübezahldenkmals

Bereits vor 60 Jahren wurde im Bensheimer Stadtpark ein Rübezahldenkmal errichtet. Dort traf man sich bei schönstem Sonnenschein und lauschte dem Vorstandsmitglied Professor Otto Weiss, gebürtig aus Arnau, als er von einem Rübezahlerlebnis auf der Kesselkoppe im Riesengebirge erzählte.
Die Bürgermeisterin der Stadt Hostinné (Arnau) gab anschließend bekannt, dass die Stadt Hostinné ein Rübezahlbuch aus dem Deutschen ins Tschechische übersetzen lassen wolle.


Mit einem Film von Ingrid Berger, aus Schatzlar (Žacléř) stammend, der in ruhigen Szenen das Riesengebirge vorstellt, schloss das Bundestreffen am Nachmittag im Kolpinghaus ab.

Fotos: Vera Kraus, Gerhard Baumgartl, Roland Erben, Kirsten Langenwalder

Kirsten Langenwalder
Pressereferentin im Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V.

Der Pressebericht steht als PDF-Datei zur Verfügung.

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