Das Riesengebirgslied: Die Hymne der Riesengebirgler

Das Riesengebirgslied, auch „Riesengebirglers Heimatlied“ – die Hymne der Riesengebirgler auf der böhmischen und der schlesischen Seite des Riesengebirges

Die Peterbaude im Jahre 1915

Das unter Riesengebirglern allseits bekannte
Riesengebirgslied „Blaue Berge, grüne Täler“
dichtete der aus Altenbuch bei Trautenau in Böhmen
stammende Lehrer Othmar Fiebiger ursprünglich im Dialekt
während eines Aufenthaltes auf der Peterbaude im Jahr 1911.

Die erste Version des Riesengebirgsliedes, eine Dialektdichtung

„Bloe Barche, grüne Täler,
mitta drin a Heisla kleen;
herrlich is dos Stückla Erde,
und ich bin ja dort drheem
O mein liebes Riesageberche,
wu die Elbe so heimlich rinnt,
wu der Rübezohl mit seinen Zwergen
heut´ noch Sagen und Märchen spinnt.
Riesageberche, Riesageberche,
meine liebe Heimat du!“

Bis 1914 erweiterte Fiebiger den Text auf vier Strophen.

Die weitere Historie des Riesengebirgslieds

Nachdem die Dialektdichtung in der Festschrift des Trautenauer Gesangsvereins „Harmonie“ zu dessen Jubiläum erstmals in gedruckter Form erschien, vertonte Vinzenz Hampel, ebenfalls Lehrer, aus dem böhmischen Mastig bei Arnau den Text für den Gesangsverein „Liedertafel“ in Hohenelbe, dessen Chormeister er war. Hampel sang die Weise erstmalig im März 1915 in der Wosseckerbaude.

Eine hochdeutsche Fassung gibt es seit dem Jahr 1920, nachdem die heimatliche Weise immer erfolgreicher wurde.
Im gleichen Jahr noch wurde in der damaligen Tschechoslowakei die öffentliche Aufführung untersagt, nachdem es im Refrain hieß „Riesengebirge, deutsches Gebirge“. Die Weise wurde immer wieder angepasst von „Riesengebirge, Riesengebirge“ bis hin zu „Riesengebirge, Märchengebirge“.
In Schlesien hingegen wurde es zum Kulturgut. Beschäftigt man sich mit dem Riesengebirgslied, stößt man auf viele schlesische Quellen, weshalb irrtümlich immer wieder angenommen wird, das Riesengebirgslied sei schlesischen Ursprungs.
Gesungen und geliebt wird es zweifelsohne sowohl von den sudetendeutschen als auch von den schlesischen Riesengebirglern.

Spätestens nach Vertreibung und Flucht der Riesengebirgler entwickelte sich die heimatliche Weise zur Hymne der ehemaligen Bewohner des Riesengebirges. Dies bis zum Mauerfall 1989 allerdings nur in Westdeutschland, da das Lied in der ehemaligen DDR als Bruderstaat der Tschechoslowakei verboten war.

Verbindendes Lied

Auszug aus dem Beitrag

Vinzenz Hampel selbst schreibt in „Die Geschichte des Liedes vom Riesengebirge“, zu lesen in der „Riesengebirgsheimat“, Ausgabe 1/1950, Seite 8, veröffentlicht anlässlich Hampels 70. Geburtstags:
„Es verband die Menschen innig mit dem Boden und schlug auch eine Brücke zu den stammverwandten Schlesiern jenseits der Berge.“

Hampel endet mit den Worten:
„Der Wert des Liedes liegt doch nur darin, dass es die heimattreuen Menschen angenommen und sich zu eigen gemacht haben und es zu allen Zeiten hochhalten.
Ist die Geschichte des Heimatliedes zu Ende?
Nein, die Zeit schreibt sie weiter!“

Das kann heute nach all der Zeit bestätigt werden:
Kommen heutzutage Riesengebirgler bei Treffen zusammen, bedeutet es immer einen Gänsehautmoment, das Riesengebirgslied miteinander zu singen.
Dass das Lied verbindend sein kann, zeigt auch die Begebenheit, dass unser junges tschechisches Heimatkreismitglied Jan „Honza“ Vrána im Jahr 2021 das Riesengebirgslied als YouTube-Clip veröffentlicht hat – versehen mit seinen eigenen Fotografien.

Und mittlerweile gibt es im Rahmen des 2022 erschienenen Films „Poslední Závod“ („Letztes Rennen“), der von der Tragödie auf der Goldhöhe erzählt, eine kurze tschechischsprachige Version: In der Tschechischen Republik beschäftigt man sich die letzten Jahre mehr und mehr und mit der gemeinsamen tragischen Geschichte unserer Nationen.

Othmar Fiebiger lebte nach der Vertreibung u. a. in Bensheim, der Paten- und Partnerstadt von Arnau.

Weitere Informationen zum Riesengebirgslied finden sich bei Wikipedia.

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