Rochlitz an der Iser (Rokytnice nad Jizerou)

Das 1902/1903 erbaute Rochlitzer Rathaus,
hier im Jahr 1935

Zu Rochlitz an der Iser gab der Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. eine sehr umfangreiche Ortschronik heraus.
Wer Interesse an der mittlerweile vergriffenen Ortschronik hat: Die Ortschronik kann nachgedruckt werden.
Man kann es sich sparen, auf diverse hochpreise Angebote im Internet zu reagieren, der Nachdruck nicht mehr vorhandener Ortschroniken ist meist kostengünstiger.

Rochlitz an der Iser wurde bereits Mitte des 16. Jahrhunderts besiedelt. Die Gründung geht auf das Jahr 1574 zurück.

Das Rochlitzer Rathaus im Jahr 2022

„Rokytnice“ ist ein weit verbreiteter Flurname, welcher häufig zum Bach- und Ortsnamen wurde. Es gibt in der Tschechischen Republik insgesamt acht Orte mit diesem Namen.

Das markante Rochlitzer Rathaus wurde im September 1903 eröffnet.
Erbaut wurde es von Kleophas Hollmann aus Hohenelbe (Vrchabí).
Seit 2020 kann man den Rathausturm erklimmen und dabei eine tolle Aussicht genießen.

Heißt es auch „Rochlitz an der Iser“ („Rokytnice nad Jizerou“), so müsste es richtigerweise „Rochlitz am Hüttenbach“ heißen. Rochlitz liegt langgezogen im Hüttenbachtal. Der Bach entspringt unterhalb der Rochlitzer Hofbaude (Dvoračky) und mündet am Ortsausgang in die Iser (Jizera).

Rochlitz bzw. Rokytnice wurde indes nach dem „Huťský“-Bach („Huťský potok“ – „Hüttenbach“) benannt, welcher ursprünglich „Rokytnice“ hieß.
Der Name wurde von „rokytná“ abgeleitet: „Wasser, das zwischen Weiden fließt“ – Weiterbildung des alttschechischen Worts „rokyta“: „Ort oder Bach, an dem Weiden wachsen“.

Der Hüttenbachfall (Huťský vodopád) in Rochlitz-Sahlenbach (Rokytnice-Rokytno)

Amtlich eingeführt wurde 1900 der Name „Rochlitz an der Iser“; 1921 wurde auch „Rochlitz im Riesengebirge“ gebräuchlich, weil diese Bezeichnung werbewirksam die geografische Lage treffender wiedergibt.

Ebenso belegt ist ein alter evangelischer Name von Rochlitz – „Kalich“ (Kelch). Dieser ist auf Zeiten zurückzuführen, als Rochlitz vielen Angehörigen der protestantischen Kirche Zuflucht geboten hatte: Ab 1629 wanderten viele evangelische Glaubensflüchtlinge aus Arnau (Hostinné) zu; nach dem Dreißigjährigen Krieg war Rochlitz größtenteils protestantisch. Nach den statistischen Angaben aus dem Jahr 1651 gab es zu dieser Zeit keine Katholiken in Rochlitz.

Die ersten Bewohner des Hüttenbachtals förderten Kupfer, Blei sowie Silber und gewannen Holz.
Holz benötigte man zum Beheizen der Öfen für die Glasherstellung. Eine große Bedeutung hatte die Glasmacherfamilie Schürer. Albrecht von Wallenstein ließ hier im Jahre 1625 Erzlagerstätten untersuchen.

Das Gebäude der ehemaligen Haney-Fabrik (Bildmitte) prägt heute noch das Stadtbild von Rochlitz. Vorne ist das Kriegerdenkmal zu sehen, welches am 18. Juli 1908 eingeweiht wurde. Rechts die ehemalige Weberschule, das heutige Kulturhaus. (Aufgenommen im Jahr 2021 vom Rochlitzer Rathausturm aus.)

  • Bereits vor 1562 wurde in Rochlitz eine Glashütte gegründet.
  • Ab dem 18. Jahrhundert arbeiteten die meisten Rochlitzer in der Textilindustrie.
  • 1873 wurde eine Weberschule gegründet.
  • 1899 bekam Rochlitz einen Bahnhof an der Lokalbahn Starkenbach (Jilemnice) – Rochlitz. Dies trug zur Weiterentwicklung der Industrie bei.

Rochlitz war in früheren Zeiten die größte Kommune innerhalb des späteren Hohenelber Bezirkes.
Die Spitzenzahl betrug im Jahr 1844 stolze 8180 Einwohner, 1921 waren es nur mehr 5225 Einwohner.

Zum Vergleich:
Hohenelbe hatte dagegen 1857 lediglich 3383 Einwohner, 1930 waren es bereits 6984 Einwohner.
Zahlen aus dem Jahr 2021 zeigen einen noch größeren Unterschied:
Rochlitz zählt 2601 Einwohner,
Hohenelbe 12289 Einwohner.

Rochlitzer war ein Industrieort

Rochlitz war ein Industrieort mit Weltfirmen, allen voran die Fabrik von Franz Haney, welche 1859/1860 gegründet wurde.

Erzeugnisse waren Bettwäsche, Tischwäsche, Küchenwäsche sowie Taschentücher.
Alle diese Artikel waren als „Anemone-Webwaren“ bekannt und wurden in die ganze Welt exportiert.

Rübezahl bei der sog. „Schmugglerabfahrt“

Der Tourismus spielte bis kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs eine untergeordnete Rolle.
Um den Tourismus anzukurbeln, erfand man „Rübezahls Einzug“. Dieses Winterfestspiel hatte seine Premiere am 31. Januar 1937. Skifahrer mit Fackeln fuhren vom Kahleberg, von der Kesselkoppe und vom Plechkamm bis vors Rochlitzer Rathaus.
Heutzutage findet Mitte Februar die sog. „Schmuggerabfahrt“ („Sjezd pašeráků“) statt.


Heute ist in Rochlitz der Tourismus bedeutend

Mittlerweile hat der Tourismus eine große Bedeutung – die Stadt ist ein beliebtes Sport- und Erholungszentrum, aber nicht so überlaufen wie andere Orte in der Gegend.

Der Wintersport spielt in Rochlitz dabei eine große Rolle. Es gibt mehrere Skigebiete.

Seit dem Jahr 2022 findet im Sommer das musikalisch-literarische Festival Rokytnice zní statt. Initiiert von Barbora Linke-Holicka widmet man sich auf dem Festival deutschstämmigen Künstlern, die aus Rochlitz bzw. der Region stammten. Im Auftaktjahr 2022 widmete man sich anlässlich seines 100. Geburtstages dem aus Rochlitz stammenden Autor Franz Fühmann. 2023 folgte eine Veranstaltungsreihe zu Otfried Preußler.

Die Stadtgrenzen waren meist auch Sprachgrenzen

Anfang der 1940er Jahre wurde in Oberrochlitz (Horní Rokytnice) ein neuer Ortsteil gegründet, „Berlín“. In der geometrisch angeordneten Siedlung waren anfangs Familienmitglieder von Berliner Wehrmachtsoffizieren untergebracht.

Der Ortsteil Berlín; rechts oberhalb im Hintergrund die Kapelle am Kirchberg.

Die Stadtgrenze im Westen der Stadt Rochlitz bildet die große Iser. Hier war bis 1945/46 die Sprachgrenze, in Pasek (Paseky) und Glasersdorf (Sklenařice) lebten ausschließlich Tschechen.

Ebenso fiel die südliche Stadtgrenze mit der Sprachgrenze zusammen: Jablonetz (Jablonec nad Jizerou) – hier lebte eine deutsche Minderheit -, Burschan (Buřany) sowie Ober-Duschnitz (Horní Dušnice).

Die östliche Stadtgrenze sind die Gebiete der Gemeinden Witkowitz (Vítkovice) und Friedrichstal (Bedřichov), Ortsteil von Spindelmühle (Špindlerův Mlýn). Die durch einen Betonring markierte Elbquelle liegt knapp außerhalb des Gebiets der Stadt Rochlitz, die die Elbe bildenden Rinnsale sickern aus der Moorwiese, die sich auf Rochlitzer Stadtgebiet befindet.

Das Gebiet von Harrachsdorf (Harrachov) ist die nördliche Stadtgrenze.

Geografische Daten und Ortsteile

Hoch über Rochlitz in der Nähe der ehemaligen „Luftschenke“. Hierher gelangt man bequem mit dem Sessellift.

Die Höhe von Rochlitz wird mit 520 m ü. NN angegeben.

  • der tiefste Punkt ist der an der Iser liegende Bahnhof mit 447 m ü. NN
  • der Platz vor dem Rathaus befindet sich 530 m ü. NN.
  • Ober-Rochlitz liegt auf 620 Höhenmetern
  • der höchste Punkt wird mit 1.417 m ü. NN. angegeben
    (Kreuzung des Wegs der „Tschechisch-Polnischen Freundschaft“ und des Wegs zur Elbquelle)

Rochlitz umfasst vier Katastergebiete
mit der jeweiligen Flächenangabe:

  • Nieder-Rochlitz (Dolní Rokytnice)
    wird mit 1.128 ha angegeben,
  • Ober-Rochlitz (Horní Rokytnice)
    mit 879 ha,
  • Franzental (Františkov)
    mit 272 ha und
  • Sahlenbach (Rokytno)
    mit 1.417 ha
Blick aus der Richtung des Sacherkamms auf Rochlitz
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