Gratulation zum 95. Geburtstag

MENSCHEN UNSERER HEIMAT

Der Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V. gratuliert dem Landsmann Dr. Pepi Erben zu seinem 95. Geburtstag

Am 18. Januar 2023 konnte unser verdienter Landsmann Dr. Pepi Erben, Pistenfahrer und Tiefschnee-Freak, seinen 95. Geburtstag feiern.
Lassen wir ihn – brillant in Wort und Schrift – aus seinem ereignisreichen Leben selbst erzählen:

„Das Geschenk, auch im hohen Alter noch leidlich gesund und munter zu sein, muss mir wohl das Schicksal in die Wiege gelegt haben, die nur wenige Meter unterm ‚Schlesischen Steig‘ stand, wo im Dreißigjährigen Krieg der schwedische König Gustaf Adolf mit seinen wilden Reiterscharen das ‚Hohenelber Gebürg‘ überquerte.

Der Jubilar Dr. Pepi Erben mit seiner Frau „Sigi“ Sieglinde

Ich wurde am 18. Januar 1928 in Rennerbauden im Riesengebirge (Seehöhe 1300 m) geboren, etwa gleich weit entfernt von Spindelmühle, Petzer/Großaupa und der 1605 m hohen Schneekoppe, die wir Kinder über die Geiergucke und die Wiesenbaude in nur 80 rekordverdächtigen Minuten bezwangen. Dort oben in Rübezahls Reich spielte für uns Kinder im Angesicht der Schneekoppe immer das Skifahren die erste Geige und führte zu überraschenden Erfolgen.

Dass meine Altvorderen sogar im Aupatal heimlich ‚die Rothschilds‘ genannt wurden, lag wohl an der Direktvermarktung ihrer Produkte. Schon mein Urgroßvater Anton Erben und sein Sohn ‚Antona Seff‘ trugen die schmackhafte Riesengebirgsbutter und die begehrten ‚Koppenkaslan‘ zu einer festen Abnehmerschaft in unsere Kreisstadt Hohenelbe – Fußmarsch hin und zurück 20 km, Höhenunterschied 1800 m.

Mein erster Schultag in der Bürgerschule zu Hohenelbe am 1. September 1939 fiel aus, der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Ein Jahr später wechselte ich ins dortige Gymnasium und bald darauf, wohl auch wegen meiner skisportlichen Erfolge (Reichsjugendsieger in Garmisch-Partenkirchen usw.), in die Eliteschule auf Schloss Lobkowitz unweit von Prag.

Im letzten Kriegsjahr noch als Halbwüchsiger eingezogen, wagte ich nach kurzer Gefangenschaft den nicht ungefährlichen Fußmarsch von Österreich in die Tschechoslowakei, von wo ich mit meinen kleinen Geschwistern, die durch den plötzlichen Tod unserer Mutter schon zwei lange Jahre als Halbwaisen aufwuchsen, aus unserer sudetendeutschen Heimat vertrieben wurde. Ende 1946 flüchtete ich aus dem russisch besetzten Thüringen zu meinem schwer kriegsbeschädigten Bruder in den Westen und holte meine sehnlichst wartenden Schutzbefohlenen nach, bald auch unseren Vater, den die Tschechen nach Haft, Folterung und Zwangsarbeit in Bayern ausgesetzt hatten.

Glückliche Umstände machten es möglich, in Bad Homburg das Abitur nachzuholen und in den Alpen Skirennen zu fahren. Für die Sportpresse war es eine Sensation, als der ‚Frankfurter Flachlandläufer Pepi Erben‘ 1952 den Sprung in die Olympiamannschaft schaffte. Leider hatte ich das Pech, im Abfahrtslauf nach drittbester Zwischenzeit einen komplizierten Beinbruch zu erleiden, der mich veranlasste, an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität ein Wirtschaftsstudium zu beginnen. Mit dem Gewinn der Studentenweltmeisterschaft 1955 hängte ich die Rennlaufkarriere an den Nagel.

Nach der Promotion zum Dr. rer. pol. in Graz war ich als Direktionsassistent und Marketingmanager tätig. Als man mich eines Tages fragte, ob ich als Vorsitzender des Ski-Clubs Taunus ein an den Wochenenden preiswert zur Verfügung stehendes Flugzeug auslasten könne – es war eine viermotorige DC 6 mit über 100 Plätzen -, ging ich dieses Risiko ein, setzte aber vorwiegend auf meine amerikanischen Freunde, die noch zuhauf in Frankfurt, Wiesbaden, Heidelberg usw. stationiert waren. Mein erster Wochenend-Skiflug im Januar 1967 war ein Riesenerfolg; zahllose weitere Flüge ‚all over Europe‘ folgten.

Derweil zum Tiefschneefahrer mutiert, katapultierte mich 1976 AEROSKI zum erfolgreichsten europäischen Zubringer für ‚Heli-Skiing Kanada‘, woran natürlich auch meine Frau und unser ältester Sohn massiv beteiligt waren, seine jüngeren Brüder reihten sich später ein. Veit ist schon lange der unumstrittene Chef.“

Das Familienunternehmen entwickelte sich zum größten europäischen Reiseveranstalter für Heli-Skiing in Kanada. (Heli-Skiing: Die Skifahrer fliegen im Helikopter auf einen schneebedeckten Berg und fahren von dort unter Führung erfahrener Heli-Guides durch unberührten Tiefschnee abwärts.) 1992 übertrug Dr. Pepi Erben das Unternehmen an die jüngere Generation.                                        

Das Tiefschneefahren als ein nicht zu übertreffendes Vergnügen beschreibt der Jubilar u. a. wie folgt:

„Mit Skiführer abseits der Piste – Tiefschneefahren in den abgelegensten Arealen dieser Welt -, das ist wie eine Droge, die dich nicht mehr loslässt, wenn du sie erst einmal gekostet hast! Oder, wie es mein Freund Hans Gmoser in seinem Heli-Skiing-Handbuch formuliert hat: ‚Eine Herausforderung, die sich jedem stellt, der Spaß am Skilauf im unverspurten Hochgebirge hat, sich an der unberührten Bergwelt erfreut, ein wenig Abenteuerlust verspürt und bereit ist, sich in Maßen zu fordern.‘“

„Es wäre noch manches zu berichten“, schreibt Dr. Pepi Erben weiter, „aber wen interessiert‘s? – Beneidenswert der polnische Weltklasse-Skispringer, der sich vor dem Losfahren immer bekreuzigt; er scheint mit sich und seinem Glauben im Reinen zu sein. Dort, in Zakopane, musste ich übrigens 1944 bei einem Vergleichskampf auf der heute umgebauten Schanze mitspringen, obwohl ich als Alpiner nur für den Abfahrtslauf am Kasprovi vorgesehen war – einige unserer älteren Mannschaftskameraden waren bereits an die immer näher rückende Ostfront abkommandiert worden…“

Die skisportlichen Erfolge der Sudetenjugend 1934 – 1944, die Erfolge in der Nachkriegszeit und die Entwicklung des Skisports in Deutschböhmen hat der Jubilar in seinem gleichnamigen Buch ausführlich beschrieben.                                      

Hervorzuheben ist neben den herausragenden skisportlichen Leistungen von Dr. Pepi Erben auch sein Engagement für den Heimatkreis:

Ab dem Jahr 2000 übernahm er das vakante Amt des Ortsbetreuers für Pommerndorf. Er veröffentlichte im monatlichen Heimatblatt „Riesengebirgsheimat“ zahlreiche, außerordentlich lesenswerte, faktenreiche Beiträge über die Geschichte des Ortes und seine Bewohner, unter anderem die Reihe „Aus dem Gemeindegedenkbuch von Oberlehrer Josef Fischer“.

Im Jahr 2000 wurde auch das von ihm und Hans Adolf verfasste, 238 Seiten starke Ortsbuch „Die Riesengebirgsgemeinde Pommerndorf mit ihren Ortsteilen Langenauerberg, Wachur, Grünloch, Pommerndorf-Ortskern, Kratzenplan, Sechsstätten, Mühlberg, Teichhäuser mit Kuckuckshaus, Schönlahn, Hermelhaus, Füllenbauden, Gansbauden, Lahrbauden, Friesbauden, Vorder- und Hinterrennerbauden, Ernsthäuser“ als 5. Buch der Ortsbuchreihe des Heimatkreises Hohenelbe/Riesengebirge e. V. herausgegeben.                                                                                                                                          

Von den vielen lesenswerten Artikeln, mit denen Dr. Pepi Erben unsere Heimatzeitung über Jahrzehnte hinweg bereichert hat, haben ihm, wie er schreibt, die fünf Folgen mit dem Titel „Böhmen, dieses Land so schön vor allen – einst auch die Heimat der Sudetendeutschen“ am meisten Freude bereitet. – Den Lesern sicherlich auch.

Hoffen wir, dass ihm das Schreiben nach wie vor Freude bereitet, vor allem aber, dass er und seine Frau Sieglinde sich weiterhin guter Gesundheit erfreuen.
– Dazu der Jubilar selbst: „Trotz meiner bevorstehenden ‚100 minus 5‘ fühle ich mich noch recht gesund, was auch für meine liebe Frau, gebürtig aus dem Nachbarhaus, gilt. Sigi wird am 24. März 86; wir sind seit 65 Jahren glücklich verheiratet und hoffen, unser Herrgott wird den beiden ‚Rennerbailern aus dem Hohenelber Gebürg‘ noch ein paar gute Zeiteinheiten schenken.“

Der Heimatkreis und sein Vorstand wünschen dem Jubilar beste Gesundheit als kostbares Geschenk aus Gottes Hand
und noch viele schöne, glückliche Momente mit seiner lieben Frau Sieglinde.            

Verena Schindler, 1. Vorsitzende des Heimatkreises Hohenelbe/Riesengebirge e. V.

– kirla –

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