Erstmalig in Hohenelbe: grenzübergreifendes Gedenken an die Vertreibung – Poprvé ve Vrchlabí: přeshraniční připomínka vyhnání

Gemeinsam mit Michael Pfann, Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Hohenelbe, organisierten zwei Nachkommen der Riesengebirgler – Dirk Schulze und Kirsten Langenwalder, Heimatortsbetreuer von Spindelmühle und Rochlitz –  in Eigeninitiative Anfang September 2025 ein erstes grenzübergreifendes Treffen in Hohenelbe zum Gedenken an die Vertreibung.

Zu dem Gedenken fanden sich knapp 50 Personen verschiedener Altersgruppen aus Deutschland, der Schweiz und aus der Tschechischen Republik zunächst an der einzig verbliebenen Baracke des Lagers ein, in welchem die sudetendeutschen Riesengebirgler interniert waren. Heute befindet sich hier die Zentrale der Hohenelber Pfadfinder. Deren Leiter, Pavel Kocián, erläuterte in deutscher und tschechischer Sprache die wechselvolle Geschichte des Lagers. Anschließend zog man gemeinsam zum ca. 600 m entfernten Bahnhof, von wo einstmals die Vertreibungstransporte starteten.


Dort gibt es seit dem Jahr 2020 neben dem Eingang eine Tafel, auf welcher in fünf Sprachen u. a. darauf aufmerksam gemacht wird, dass von diesem Bahnhof aus von Mai 1945 bis November 1946 im Rahmen der Vertreibung 45.934 Männer, Frauen und Kinder ihre bisherige Heimat verlassen mussten.

Unter der Tafel legten Dirk Schulze und Kirsten Langenwalder einen Kranz nieder. Auf dessen Schleife war in deutscher und in tschechischer Sprache zu lesen: „Im Gedenken an die Vertreibung 1945/46 und an alle Opfer politischer Gewalt“.


Zuvor erinnerten die beiden Nachkommen in einer gemeinsamen Ansprache (Wortlaut s. weiter unten), die von Alexander Schreier aus Niederlangenau (Dolní Lánov) für die tschechischen Teilnehmer übersetzt wurde, an die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten in der Tschechoslowakischen Republik, an die Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs und an die anschließende Vertreibung der sudetendeutschen Riesengebirgler. Die beiden betonten, dass es für sie wichtig sei, an die damaligen Geschehnisse im Sinne von Mahnung zu erinnern. Dabei erwähnten sie jeweils ihre eigene Familiengeschichte. Dirk Schulzes Familie war im ersten Transport der Wilden Vertreibung, sein Großvater wurde in Spindelmühle erschossen und liegt dort mit weiteren 22 Opfern verscharrt am Veraweg. Kirsten Langenwalders Familie war 1946 im ersten Transport in die sowjetische Besatzungszone. Ihr Vater ließ im Jahr 1955 als 18-jähriger seine Eltern und seine Schwester in der damaligen DDR zurück.



Das Leid der Vertreibung sei teilweise heute noch zu spüren und auch Gegenden in der Tschechischen Republik seien heute noch davon gekennzeichnet.

Dirk Schulze und Kirsten Langenwalder erinnerten zudem an die Soldaten, die vom Bahnhof Hohenelbe aus in den Krieg zogen. Weiter machten sie auf diejenigen Riesengebirgler aufmerksam, die damals in der Region zurückblieben und wegen ihrer Herkunft zu leiden hatten.

von links nach rechts:
Pfarrer Michael Pfann, Kirsten Langenwalder, Dirk Schulze,
Dolmetscher Alexander Schreier


Bevor mit einer Schweigeminute an die Geschehnisse gedacht wurde, bedankte sich der Pfarrer der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder von Hohenelbe, Michael Pfann, dafür, dass man sich gemeinsam zu dem Gedenken versammelte. In seiner in Deutsch und Tschechisch gehaltenen Ansprache ging er zunächst auf das Jahr 1945 ein: „Vor 80 Jahren verpasste die tschechische/tschechoslowakische Gesellschaft die Gelegenheit, aus der Spirale der Gewalt herauszutreten und stattdessen den viel anstrengenderen Weg zur Versöhnung einzuschlagen. Nach Jahren der Demütigung, des Leidens und der Gewalt antworteten die Tschechen mit Rache und weiterer Gewalt. Die Spirale drehte sich weiter. Die Schäden waren unermesslich – für die Getöteten, für die Vergewaltigten und für die vertriebenen deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürger, und ebenso für die ausgesiedelten oder umgesiedelten Ungarn, Polen oder Russinnen und sogar einige zurückgekehrte Juden.“

Die Vertreibung der Sudetendeutschen habe auch die Machtübernahme durch die kommunistischen Machthaber begünstigt. Die Folgen seien heute noch zu spüren, so Michael Pfann.


Die Geschichte kenne man, sie beträfe die Gesellschaft. Sein Urgroßvater sei im Konzentrationslager Dachau inhaftiert gewesen, Vorfahren von den Anwesenden seien vertrieben oder gar ermordet worden.

Wichtig sei, sich daran zu erinnern, und beidseitig Schuld zu bekennen, wie es nun hier bei dem gemeinsamen Gedenken geschehe. Man dürfe Gewalt nicht tatenlos geschehen lassen. Zudem sei es wichtig, konstruktiv grenzübergreifend menschliche Beziehungen zu pflegen, auch zu jenen mit anderer Weltanschauung.

„Die Mächte der Gewalt können übermächtig erscheinen, aber die Gegenbewegung, der Weg zur Versöhnung, beginnt mit kleinen Schritten – wie mit diesem Treffen heute. Der Weg zur Versöhnung beginnt mit einem friedlichen und freundlichen Wort, mit einem Lachen, mit einem Handschlag. Wenn wir jetzt und hier beginnen, müssen wir nicht wieder 80 Jahre auf Versöhnung warten.“, schloss Michael Pfann seine Ansprache und ermunterte die Teilnehmer, sich die Hand zu reichen.

Das gemeinsame Gedenken am Bahnhof, welches sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite sehr gut ankam, endete mit einem Vaterunser sowie mit einem gemeinsamen Lied.

Anschließend trafen sich die Teilnehmer orts-, grenz- und generationenübergreifend in einem Lokal zum Austausch und zum Zusammensein.


Das Gedenktreffen soll nun jährlich am ersten Freitag im September stattfinden, darin ist man sich grenzübergreifend einig.

Auf der Internetseite der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder vrchlabi.evangnet.cz kann man unter „Novinky ze života sboru“ den kompletten zweisprachigen Wortlaut der Ansprache von Pfarrer Michael Pfann nachlesen.

Fotos: Carmen Schulze, Kirsten Langenwalder

Der Wortlaut der gemeinsam gehaltenen Ansprache von Dirk Schulze und Kirsten Langenwalder:


Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, grenzübergreifend Ältere und Jüngere für ein gemeinsames Gedenken zu versammeln.
Wir begrüßen besonders die Personen aus der Erlebnisgeneration.

Wir wollen heute der Vertreibung vor 80 Jahren gedenken. Uns beiden ist es ein Anliegen, dass das Thema im Sinne von Mahnung nicht vergessen wird.

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg und damit die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten, die auch hier in der Tschechischen Republik grauenhaft wüteten. Die Freude über das Ende des Zweiten Weltkriegs wich jedoch großem Leid. Für die meisten deutschstämmigen Riesengebirgler begann eine Tortur, es gab unzählige Gräueltaten und grauenhafte Gewaltexzesse. Die deutsche Bevölkerung blickte zudem in eine ungewisse Zukunft. Im Zuge der sogenannten Wilden Vertreibung, die schon bald nach Kriegsende begann, mussten viele Familien binnen weniger Minuten ihr Haus und damit ihre Heimat verlassen.

Dirk Schulze:
Meine Mutter war im ersten Transport der Wilden Vertreibung. Am 18. Juni 1945 morgens um 5 Uhr musste meine Großmutter mit ihren drei Kindern das Familienhaus in Spindelmühle verlassen. Mein Großvater wurde am Veraweg erschossen und liegt mit weiteren 22 Opfern verscharrt am Veraweg in Spindelmühle.

Vom Bahnhof Hohenelbe fuhren im Jahr 1946 insgesamt 18 Vertreibungstransporte der sogenannten Organisierten Vertreibung ab. Der erste Transport verließ am 18. Februar 1946 Hohenelbe in Richtung amerikanische Besatzungszone. Der letzte Transport verließ am 16. November 1946 Hohenelbe ebenfalls in Richtung amerikanische Besatzungszone. Die Transporte sieben bis 16 hatten als Ziel die sowjetische Besatzungszone. Das Ziel konnten sich die Vertriebenen nicht aussuchen.
Insgesamt wurden hier von Hohenelbe aus knapp 46.000 Menschen vertrieben.

Kirsten Langenwalder:
Mein Vater saß im ersten Transport, der den Bahnhof Hohenelbe im Jahr 1946 in Richtung sowjetische Besatzungszone verließ. Im Jahr 1955 machte sich mein Vater als 18-Jähriger allein auf den Weg in den Westen. Zurück in der ehemaligen DDR blieben meine Großeltern und meine Tante. Sich einander zu sehen war nur unter erschwerten Bedingungen möglich.

Aus der jahrhundertelang angestammten Heimat ausgewiesen, waren die Vertriebenen in den Gegenden, in denen sie strandeten, nicht willkommen. Die Familien und auch die Dorfgemeinschaften wurden auseinandergerissen. Deutsch-Deutsch und Tschechisch-Deutsch. Das Leid der Vertreibung reicht teilweise bis in die Gegenwart. Und auch die Gegenden innerhalb der Tschechischen Republik zeichnen ein eigenes Bild. Teilweise sind Landstriche wie ausgeblutet.

Wir gedenken allen Opfern politischer Gewalt und ebenso den Soldaten, die hier vom Bahnhof aus in den Krieg fuhren. Wir möchten auch auf diejenigen aufmerksam machen, die hier in der Heimat blieben, und die unter dem nachfolgenden Regime zu leiden hatten.


Poprvé ve Vrchlabí: přeshraniční připomínka vyhnání

Společně s Michaelem Pfannem, farářem evangelické farnosti ve Vrchlabí, zorganizovali na začátku září 2025 z vlastní iniciativy dva potomci obyvatel Krkonoší – Dirk Schulze a Kirsten Langenwalder* – první přeshraniční setkání ve Vrchlabí na připomínku vyhnání.
* „správci historie“ rodných obcí Špindlerův Mlýn a Rokytnice nad Jizerou


K připomínce se sešlo téměř 50 osob různého věku z Německa, Švýcarska a České republiky, nejprve u jediné dochované barákové budovy tábora, v němž byli internováni sudetoněmečtí Krkonošští. Dnes se zde nachází ústředí skautů Vrchlabí. Jejich vedoucí, Pavel Kocián, vysvětlil v němčině i češtině pohnutou historii tábora. Poté se všichni společně přesunuli k 600 m vzdálenému nádraží, odkud kdysi vyjížděly transporty vyhnaných.

Od roku 2020 se u vchodu nachází pamětní deska, na níž je v pěti jazycích mimo jiné uvedeno, že právě z tohoto nádraží muselo od května 1945 do listopadu 1946 v rámci odsunu opustit svou dosavadní vlast 45 934 mužů, žen a dětí.

Před touto deskou položili Dirk Schulze a Kirsten Langenwalder věnec. Na jeho stuze bylo v německém a českém jazyce napsáno: „Na památku vyhnání v letech 1945/46 a všech obětí politického násilí“.


Předtím oba potomci ve společném projevu (plné znění viz dále), který pro české účastníky překládal Alexander Schreier z Dolního Lánova, připomněli vládu násilí nacistů v Československé republice, období po skončení druhé světové války a následné vyhnání sudetoněmeckých Krkonošských. Oba zdůraznili, že je pro ně důležité připomínat tehdejší události jako varování. Přitom každý zmínil příběh své vlastní rodiny. Dirk Schulze uvedl, že jeho rodina byla v prvním transportu divokého odsunu, jeho dědeček byl zastřelen ve Špindlerově Mlýně a spolu s dalšími 22 oběťmi pohřben u cesty Věřina cesta. Rodina Kirsten Langenwalder byla roku 1946 v prvním transportu do sovětské okupační zóny. Její otec v roce 1955 jako osmnáctiletý zanechal rodiče a sestru v tehdejší NDR.


Utrpení vyhnání je částečně patrné ještě dnes a i některé oblasti v České republice toho dodnes nesou stopy.

Dirk Schulze a Kirsten Langenwalder rovněž připomněli vojáky, kteří z vrchlabského nádraží odjížděli do války. Dále upozornili na ty Krkonošské, kteří tehdy v regionu zůstali a trpěli kvůli svému původu.

zleva doprava:
farář Michael Pfann, Kirsten Langenwalder, Dirk Schulze, tlumočník Alexander Schreier

Než byla minutou ticha uctěna památka událostí, poděkoval farář Evangelické církve českobratrské z Vrchlabí, Michael Pfann, všem co se společně sešli k připomínce. Ve svém projevu, proneseném německy i česky, se nejprve vrátil k roku 1945: „Před 80 lety česká/československá společnost propásla příležitost vystoupit ze spirály násilí a místo toho se vydat mnohem náročnější cestou, cestou smíření. Po letech ponížení, utrpení a násilí odpověděli Češi pomstou a dalším násilím. Spirála se točila dál. Napáchané škody byly nezměrné – pro zabité, pro znásilněné a pro vyhnané německé spoluobčanky a spoluobčany, stejně tak pro vysídlené či přesídlené Maďary, Poláky, Rusíny a dokonce i některé navrátivší se Židy.“

Vyhnání sudetských Němců podle něj přispělo i k nástupu komunistických mocipánů. Následky jsou patrné dodnes, dodal Michael Pfann.


Historii známe, týká se celé společnosti. Jeho pradědeček byl vězněn v koncentračním táboře Dachau, předci některých přítomných byli vyhnáni nebo dokonce zavražděni.

Důležité je si to připomínat a oboustranně přiznávat vinu, tak jak se to nyní děje při společné připomínce. Nesmíme nechat násilí probíhat bez odporu. Rovněž je důležité konstruktivně pečovat o přeshraniční lidské vztahy, i s těmi, kdo mají jiný světonázor.

„Síly násilí se mohou zdát nepřemožitelné, ale ten protipohyb, cesta ke smíření, začíná malými kroky – jako je toto dnešní setkání. Cesta ke smíření začíná pokojným a přátelským slovem, úsměvem, podáním ruky. Začneme-li teď a tady, nemusíme pak na smíření znovu čekat 80 let.“, uzavřel Michael Pfann svůj projev a vyzval účastníky, aby si podali ruce.

Společná připomínka na nádraží, která byla velmi dobře přijata jak na německé, tak na české straně, skončila modlitbou Otčenáš a společnou písní.

Poté se účastníci, napříč promíchani narodnostmi, obcemi a generacemi, setkali v místním hostinci k rozhovorům a společnému posezení.


Připomínkové setkání by se nyní mělo konat každoročně první pátek v září, na tom panuje přeshraniční shoda.

Na internetových stránkách Evangelické církve českobratrské vrchlabi.evangnet.cz lze pod „Novinky ze života sboru“ přečíst celé dvojjazyčné znění projevu faráře Michaela Pfanna.

Fotky: Carmen Schulze, Kirsten Langenwalder

Znění společného projevu Dirka Schulze a Kirsten Langenwalder:

Máme radost, že se nám podařilo přes hranice shromáždit starší i mladší k společné připomínce.
Zvláště vítáme osoby z generace pamětníků.


Dnes chceme připomenout vyhnání před 80 lety. Nám oběma leží na srdci, aby toto téma nezapadlo, nýbrž aby sloužilo jako varování.

Před 80 lety skončila druhá světová válka a s ní vláda násilí nacistů, kteří i zde v Československu strašlivě řádili. Radost z konce druhé světové války však vystřídalo velké utrpení. Pro většinu německy mluvících Krkonošských začala tortura, nesčetné krutosti a strašlivé excesy násilí. Německé obyvatelstvo navíc hledělo do nejisté budoucnosti. V rámci tzv. divokého odsunu, který začal krátce po skončení války, musely mnohé rodiny během několika minut opustit svůj dům a tím i svou vlast.

Dirk Schulze:
Moje matka byla v prvním transportu divokého odsunu. Dne 18. června 1945 v 5 hodin ráno musela moje babička se svými třemi dětmi opustit rodinný dům ve Špindlerově Mlýně. Můj dědeček byl zastřelen u cesty Věřina cesta a spolu s dalšími 22 oběťmi tam ve Špindlerově Mlýně pohřben.


Z vrchlabského nádraží odjelo v roce 1946 celkem 18 transportů tzv. organizovaného odsunu. První transport odjel 18. února 1946 z Vrchlabí do americké okupační zóny. Poslední transport odjel 16. listopadu 1946 rovněž z Vrchlabí do americké okupační zóny. Transporty číslo sedm až šestnáct měly za cíl sovětskou okupační zónu. Cíl si vyhnaní nemohli vybrat. Celkem bylo z Vrchlabí odsunuto téměř 46 000 lidí.

Kirsten Langenwalder:
Můj otec seděl v prvním transportu, který v roce 1946 odjel z vrchlabského nádraží do sovětské okupační zóny. V roce 1955 se jako osmnáctiletý vydal sám na cestu na Západ. V tehdejší NDR zůstali moji prarodiče a teta. Vidět se navzájem bylo možné jen za velmi obtížných podmínek.

Ze své, po staletí domovské vlasti, byli vyhnanci vypuzeni a v krajích, kde nakonec zakotvili, nebyli vítáni. Rodiny i vesnické společenství byly roztrženy. Němci s Němci a Češi s Němci. Utrpení odsunu zasahuje částečně až do současnosti. A také krajina v rámci České republiky má svou tvář. Některé oblasti působí, jako by byly vykrvácené.

Vzpomínáme na všechny oběti politického násilí a také na vojáky, kteří odtud z nádraží odjížděli do války. Chceme také upozornit na ty, kteří zde ve vlasti zůstali a trpěli pod následným režimem.

Překlad: Katerina Steeger
– kirla –

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