
Bei der jüngsten Vorstandswahl des Heimatkreises Hohenelbe/Riesengebirge e. V. während des Bundestreffens Anfang Oktober 2025 in Marktoberdorf gab es einen Wechsel an der Spitze des Heimatkreises: Roman C. Scholz, der das Amt des Heimatortsbetreuers für Switschin bereits seit einigen Jahren ausübt, wurde zum Nachfolger der scheidenden Sprecherin der Heimatortsbetreuerinnen und Heimatortsbetreuer (HOB) und zugleich 3. Vorsitzenden des Heimatkreises, Bärbel Hamatschek, gewählt. Die Pressereferentin des Heimatkreises, Kirsten Langenwalder, führte mit Roman C. Scholz ein Interview.
Kirsten Langenwalder (KL): Roman, erstmal Glückwunsch zu deiner Wahl zum 3. Vorsitzenden des Heimatkreises und zum Sprecher der Heimatortsbetreuer. Ich als Vorstandsmitglied aus der Kindergeneration der Riesengebirgler freue mich sehr, dass wir nun ein Vorstandsmitglied aus der Enkelgeneration in unserem Gremium haben. Stelle dich bitte vor.
Roman C. Scholz (RCS): Ich bin Jahrgang 1984, seit Oktober 2019 HOB von Switschin und wohne im Großraum München. Mitglied im Heimatkreis bin ich ebenfalls seit 2019. Ich freue mich auf meine Aufgabe und dass mir bei der Wahl Vertrauen geschenkt wurde.
KL: Hast du schon konkrete Pläne, wie du dein Amt als Sprecher der HOBs gestalten willst?
RCS: Konkrete Pläne gibt es, mein Ziel ist es, mehr aktive HOBs zu gewinnen. Auch möchte ich den HOBs zur Seite stehen, um das Amt konkret in die Zukunft zu führen. Ebenso wünsche ich mir, dass sich die HOBs in die Mitgliedergewinnung mit einbringen.
KL: Du übst das Amt des HOBs bereits seit 2019 aus. Was bedeutet dir dieses Amt?
RCS: Ich hab mich sehr darüber gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich das Amt übernehmen möchte, da mein Großonkel das Amt bereits einige Jahre ausübte. Das Thema Riesengebirge und verlorene Heimat war immer schon wichtig in meiner Familie.
KL: Was ist mit dem Amt eines HOBs verbunden?
RCS: Der HOB ist vor allem Ansprechpartner für diejenigen, die sich für die Geschichte des jeweiligen Ortes interessieren. Auch um Kontakte herzustellen mit Personen, die mit den Orten zu tun haben und um Erinnerungen zu sammeln. Gerade in der heutigen Zeit rückt auch die Pflege von Kontakten zu den heutigen Bewohnern der Heimatorte in den Vordergrund.
KL: Du hast mir mal erzählt, dass du dich schon von Kindesbeinen an mit der Heimat deiner Großmutter beschäftigst. Was war und ist dabei spannend für dich?
RCS: Das Spannende sind die Lebensumstände, die anders waren als in der heutigen Zeit. Diese Erfahrungen macht man heute nicht mehr. Im Positiven wie im Negativen. Dazu kam, dass es sich um eine Region handelt, die ich nicht kannte. Bis wir sie mal besucht haben als ich sechs Jahre alt war. Ich war damals als Pate bei der Glockenweihe oben auf dem Switschin mit dabei. Das hat mich nachhaltig beeindruckt.
KL: Du hast auch initiiert, dass deine Großmutter mit dir Sudetendeutsche Tage besucht hat. Welche Erinnerung hast du an die Besuche?
RCS: Beim ersten Besuch war ich ca. 20 Jahre alt. Damals stand das Wiedersehen mit den ehemaligen Nachbarn im Vordergrund. Viele Leute aus den jeweiligen Orten waren anwesend.
KL: Bist du mit deinem Interesse ein Einzelfall oder denkst du, dass es noch mehr Nachkommen gibt, die sich mit der verlorenen Heimat der Vorfahren beschäftigen?
RCS: Mit dem größer werdenden zeitlichen Abstand wächst das Interesse der Nachkommen, beobachte ich. Ich bin kein Einzelfall, was man auch tagtäglich in den sozialen Medien mitbekommt.
KL: Was bedeutet dir die Heimat deiner Großmutter?
RCS: Ich finde es spannend, mich an einem Ort aufzuhalten, an dem meine Oma und meine Vorfahren jahrhundertelang gelebt haben.
KL: Oftmals wird bei Organisationen, wie es unser Heimatkreis ist, befürchtet, dass mit dem Sterben der sog. Erlebnisgeneration auch jene Organisationen sterben. Siehst du das auch so?
RCS: Nein, das sehe ich nicht so. Die Arbeit der jeweiligen Organisationen wird sich in den nächsten Jahren stark verändern. Es wird immer Leute geben, die sich für die Herkunft der Vorfahren sowie für einen grenzübergreifenden Austausch interessieren. Deshalb ist es wichtig, diese Organisationen zu erhalten.
KL: Ich danke dir für das Gespräch und freue mich auf unsere Zusammenarbeit rund um die Heimat unserer Vorfahren.
