Eine Buchvorstellung für Mundartinteressierte: Der kleine Prinz spricht Sudetenschlesisch

Antoine de Saint-Exupéry wurde mit seinem Büchlein „Der kleine Prinz“ weltberühmt. Fast jeder kennt daraus das Zitat „Man ist verantwortlich für das, mit dem man sich vertraut gemacht hat“. Die 1943 erstmals gedruckte Geschichte ist nur vermeintlich eine Kindergeschichte, verarbeitete der Autor darin doch seinen Blick auf Gemeinschaft, Liebe und Moral. Kürzlich erschien dieses Werk der Weltliteratur in der Mundart des Egerlandes. Und auch in Gablonzer Mundart ist es bereits erschienen.

Da sollte das schlesischsprachige Sudetenland nicht nachstehen. So liegt nun die Übersetzung ins Sudetenschlesische „Da kleene Prinz“ vor, die mit Worten im Dialekt des Kuhländchens beginnt:

Ech biett oalle Kendlen, said mr ok ni bias, doss ech doas Bichle fir an erwochsene Moan geschriawe hoar. Oawr doas hoot an gewechtige Grond gehoat: Dar Moan ies ma ollergriaßte Franndschoaft oof dar ganze Wält.“

Der Verlag Edition Tintenfaß hat bereits über 200 verschiedene Versionen des Kleinen Prinzens veröffentlicht. Darunter so ungewöhnliche Übertragungen, wie ins Morse-Alphabet, ins Judenspanische oder in die Sprache der Ureinwohner von Neukaledonien. Als ich angesprochen wurde, ob man eine Übersetzung in die „Mundarten des Sudetenlandes“ machen könnte, da wurde mir die Überforderung schnell klar. Das Buch hätte Kapitel in Bairisch, Fränkisch, Sächsisch und Schlesisch enthalten. Daher schlug ich vor, dass man sich auf das Schlesische konzentrieren sollte.

Aus dieser Idee ist nun ein ganz besonderes Buch geworden. Es deckt die ganze Vielfalt der Mundart ab. Vom östlichen Kuhländchen bis zum westlichen Schluckenauer Zipfel im böhmischen Niederland konnte ich 21 Mundartsprecher im Alter von 38 bis 96 Jahren für das Projekt gewinnen.

Jeder übersetzte ein bis drei Kapitel. Dabei versuchte jeder seine Mundart auf eigene Weise mit den normalen Buchstaben zu fassen. Es sollte also keine wissenschaftliche Lautschrift verwendet werden, die kein Laie hätte lesen können.

So wurden die ersten vier Kapitel des Buches von Kuhländlern erstellt, darauf folgten neun Kapitel von Landsleuten aus dem Altvaterland, Riesengebirge usw. Dadurch kann man nun erstmals einen Überblick über das Sudetenschlesische gewinnen, Unterschiede erkennen und viele Gemeinsamkeiten entdecken.

Als Heimatkreisbetreuer für Jägerndorf und Ortsbetreuer für den Heimatort meiner Großmutter – Lobenstein – sowie regelmäßiger Teilnehmer an Tagungen des Freundeskreises für Sudetendeutsche Mundarten bin ich dem Verlag sehr dankbar, dass er wagte, dieses Buch zu drucken. Wer würde denn sonst das finanzielle Risiko eingehen den kleinen Prinzen Schlesisch sprechen zu lassen?
Nur ein Verlag, dem es nicht nur um Gewinnmaximierung geht.


Das Buch „Da kleene Prinz. Sudetenschlesisch in 18 Mundarten“ kostet regulär 22 Euro zuzüglich Versands bei Edition Tintenfaß.
Wiederverkäufer (Verbände, Museen etc.) erhalten einen Rabatt von 35%. ISBN 978-3-98651-100-5

Bestellmöglichkeit: Edition Tintenfaß, Dr. Walter Sauer, Neckarsteinacher Straße 7, 69239 Neckarsteinach,
info@editiontintenfass.de, 0049 (0)6229-2322, www.editiontintenfass.de

Anmerkung:
Ein Neumitglied des Heimatkreises Hohenelbe, geboren 1965, noch mit der Mundart des Zentral-Riesengebirges aufgewachsen, hat ebenfalls an dem Buch mitgewirkt.

Lorenz Justin Loserth
Heimatkreis Jägerndorf (Altvaterland), Spezialist für Mundarten, insbesondere Sudetenschlesisch
(redaktionell bearbeitet)

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