Denkmal für die Opfer der Weltkriege in Niederhof

Übersetzter Bericht aus der Gemeindezeitung von Dolní Dvůr (Niederhof).

Am Samstag, 17. August 2024, fand ein weiteres Treffen der heutigen und der ehemaligen Einwohnern von Niederhof (Dolní Dvůr) statt. Diesmal war der Anlass sehr festlich, denn die kontinuierliche Restaurierung von Denkmälern in unserer Gemeinde erreichte einen ihrer Höhepunkte – die Enthüllung des rekonstruierten Denkmals für die Opfer des Ersten Weltkriegs, das wir in seiner ursprünglichen Gestalt nur auf Fotos aus der Zeit um 1925 sehen konnten.



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Zunächst der Wortlaut der Ansprache von Diözesanbischof Mons. JUDr. Ing. Jan Vokál:

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Herr Dr. Kraus, Frau Schindler, verehrte Mitbürger,
stets habe ich mich in Bewunderung vor den deutschsprachigen Bewohnern des Sudetenlandes in unserem Lande verneigt, die, obwohl sie am Ende des Krieges gewaltsam aus ihrer Heimat und ihrem Zuhause vertrieben wurden und hier alles verloren haben, es heute geschafft haben, zu vergeben und sich zu versöhnen. Auch wenn ich zu dieser Zeit noch nicht geboren war, kann ich mir die Tragödie ihres Schicksals vorstellen. Ich danke dem Herrn Bürgermeister und allen Einwohnern von Dolní Dvůr, die solche gottgefälligen Initiativen wie es die heutige ist unterstützen. Jetzt möchte ich die Gedenkstätte für die Opfer der vergangenen Kriege segnen.

Die Worte des Heiligen Evangeliums nach Lukas  (Lk 19,41-44)

Als er näher kam und die Stadt (Jerusalem) sah, weinte er über sie und sagte:
„Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was Frieden bringt! aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, in denen deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein in dir auf dem anderen lassen, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der Gott dir seine Gunst angeboten hat.“

In diesem kurzen Abschnitt aus dem Lukasevangelium haben wir gerade gehört, wie Jesus um Jerusalem, die Hauptstadt seines Volkes, weint und ihr wünscht, sie möge erkennen, was zum wahren Frieden führt. Er sagt der Welt Kriege und Belagerungen voraus, und er ermahnt auch uns, zu erkennen, was zum wahren Frieden in der Welt führt – nicht die Machtausweitung von Imperien, egal auf welcher Seite, nicht weltliche Pracht oder Machtprivilegien, sondern vielmehr die Demut vor Gott, die getreue Befolgung Seines Willens. Es ist die Demut vor Gott, Seinem Willen und Seinem Schöpfungswerk, die der einzig wahre Weg zum Frieden zwischen den Menschen und Völkern ist. Sobald auch wir damit beginnen würden, unsere Macht, unseren Wohlstand oder unseren Erfolg auf den Werten einer vergänglichen Welt aufzubauen, wären stets die Grundlagen für Zwistigkeiten, für Krieg, für die Unterdrückung der Schwächeren, für den Kampf mit den Gegnern gelegt. In Frieden und Ruhe werden wir nur dann leben, wenn wir danach streben, das Reich Gottes widerzuspiegeln und nicht, andere zu beherrschen. So verhält es sich auch mit unseren Ländern, unseren Landkreisen, unseren Gemeinden und jeder Gemeinschaft in ihnen. So möge uns auch dieses Mahnmal für die Opfer des Krieges stets daran erinnern, was zu einem wahren und dauerhaften Frieden führt. Demut vor dem Herrn, der uns zur ewigen Liebe aufruft. Denn zu dieser sind Menschen aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen ausgerichtet.

Diözesanbischof Mons. JUDr. Ing. Jan Vokál, JU.D.

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Der einstmalige Künstler des Denkmals war Emil Schwantner, geboren am 27.08.1890 in Königshan (Královec), Kreis Trautenau (Trutnov). Er verstarb am 18.12.1956 in Schönebeck in der ehemaligen DDR. Der begabte Bildhauer und Holzschnitzer studierte Bildhauerei an der Akademie der Künste in Prag bei Josef Václav Myslbek. In seiner künstlerischen Ausrichtung wurde er von August Rodin und Jan Štursa beeinflusst.

Er meldete sich als Freiwilliger für den Ersten Weltkrieg, wo er schwere Momente und das Grauen, die Müdigkeit und das Leiden seiner Kameraden erlebte.

Das alles prägte er dem Ausdruck seiner Skulpturen ein. Die Plastik der Statuengruppe in Niederhof wurde auf einem Sockel mit den Jahreszahlen 1914 und 1918 aufgestellt. Dieses Werk wurde im Jahre 1945 im Zuge der massiven Aussiedlung aus den Grenzgebieten zerstört. Jetzt wurde das Denkmal zum Gedenken an die Opfer des Krieges restauriert. Das Sandsteinrelief bildet in der Mitte einen in eine Decke gehüllten Soldaten ab, in dessen Schoß zwei weitere Figuren kauern, ausgemergelte und erschöpfte Kameraden am Ende ihrer Kräfte, nur noch mit den Resten ihrer einstigen Uniformen bekleidet, mit Lappen an den Füßen. Es ist ein Abbild des Leidens und des Elends, in dem all jene starben, die nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrten.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs kehrte Emil Schwantner in das Riesengebirgsvorland zurück und ließ sich in Trautenau nieder. In seinem Atelier entstanden weitere wichtige Werke, die in Holz, Bronze, Marmor, Gips und Porzellan erhalten geblieben sind. Für die Region Trutnov sind vor allem die Denkmäler, die im Auftrag der Gemeinden entstanden, von Bedeutung. Die figuralen Darstellungen der Denkmäler sind ein Symbol für die Leiden des Krieges und der Nachkriegszeit und sie sind geprägt von einem antikriegerischen Gefühl. Schwantners Statuen wurden später sowohl von den Nazis als auch von den Gegnern des Nationalsozialismus zerstört.


Ein ähnliches Schicksal ereilte das Denkmal in Niederhof. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es für Feierlichkeiten der Nationalsozialisten missbraucht, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört und die skulpturale Gestaltung verschwand auf Nimmerwiedersehen. Im Jahr 1965 wurde ihm eine „neue“ Rolle zuteil, es sollte nur noch eine Art Begleitwerk zur feierlich gepflanzten Freiheitslinde werden, die an den 20. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs erinnerte.

Die Wiederherstellung der Gedenkstätte erfolgte als Symbol der historischen Versöhnung. Daher handelt es sich nicht nur einfach um eine Rekonstruktion der ursprünglichen Gestaltung, sondern es werden auch noch weitere historische Ereignisse berücksichtigt. So wurde eine Tafel mit den Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs und den entsprechenden Jahreszahlen hinzugefügt. Nicht zu vergessen ist auch die Erneuerung der Freiheitslinde, die dieses Mal jedoch hinter dem Denkmal gepflanzt wird, um es zu ergänzen – nicht um dieses zu verdecken.

Unterhalb des zentralen Reliefs wurde eine Gedenktafel angebracht, auf der all jene aufgeführt sind, die sich finanziell an der Restaurierung beteiligt haben und denen unser großer Dank gilt. Neben der Gemeinde Dolní Dvůr sind dies das Verteidigungsministerium der Tschechischen Republik, der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds und der Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e. V.
Auf der Tafel findet sich auch ein QR-Code, mit dessen Hilfe sich jeder mit der Geschichte des Mahnmals vertraut machen kann.



Unser Dank gilt selbstverständlich auch unseren Partnern, die die Restaurierung durchgeführt haben. Der bauliche Teil der Restaurierung wurde von der Firma KAMPA MARYNKA aus Horní Branná (Brennei) durchgeführt, der restauratorische Teil, einschließlich der Anfertigung der Tafeln mit den Namen der Gefallenen und einer Kopie des Reliefs der Soldaten von Emil Schwantner, ist das Werk der Restauratorin Lucie Procházková aus Pardubice (Pardubitz).

Quelle: Mit dem Meißel geschriebene Schicksale – Petr Bergmann
          Sie haben Trutnov berühmt gemacht – Václav Horák, Roman Reil, Pavel Zahradník

Bericht verfasst von Hana Homolová und Martin Bělovský (Bürgermeister Dolní Dvůr)
Übersetzung der Texte vom Tschechischen ins Deutsche: André Rechlin

Fotos: Karolína Boková und Kirsten Langenwalder

– kirla –

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